Kurt Kocherscheidt-Retrospektive im Essl Museum

Das Essl Museum widmet dem 1992 verstorbenen Künstler Kurt Kocherscheidt die erste große Retrospektive in Österreich seit zehn Jahren. Die Personale zeigt noch bis zum 17. November repräsentative Arbeiten aus allen wichtigen Werkgruppen und versucht eine Neubewertung des Malers und seines Werks aus heutiger Sicht. Kurator ist der deutsche Kunsthistoriker Veit Loers. Im Zentrum steht Kocherscheidt als surrealer, visionärer Künstler, der in seiner bewusst asketischen Malerei Objekte und Signale seiner Umgebung auf ihre hermetischen Möglichkeiten hin befragt und darin eine malerische Antwort findet.

 

Kurt Kocherscheidt-Retrospektive im Essl Museum

 

Die Kocherscheidt-Ausstellung im Essl Museum, die aus allen wichtigen Werkgruppen repräsentative Arbeiten zeigt, versucht eine Neubewertung des Malers und seines Werks aus heutiger Sicht, zu einem Zeitpunkt, wo die Positionierung von gegenständlicher und abstrakter Malerei als nicht mehr relevant erachtet wird. Die Ausstellung setzt sich vorwiegend aus Beständen der großen Sammlungen Kocherscheidts zusammen, des Morat-Instituts in Freiburg/Breisgau, der Sammlung Essl und von Botho von Portatius, Berlin sowie dem Nachlass.

 

„Nach Anfängen einer szenarischen phantastischen Malerei der späten sechziger Jahre setzt Kurt Kocherscheidts malerische Entwicklung erst Mitte der siebziger Jahre ein. Eine Südamerikareise (1972/73) hat dem Maler Kocherscheidt die Träume des Naturforschers nähergebracht. Der Kauf eines bäuerlichen Anwesens in Grieselstein (Jennersdorf) im Südburgenland und seine Aufenthalte dort verdichten seine Naturbeobachtungen. Stillebenhafte Szenarien lassen den Mikrokosmos, die Welt der Insekten und diluvialer oder vulkanischer Erdformungen surreal in die Realität einbrechen, zu einem Zeitpunkt, wo Malerei selbst international wenig Relevanz und Beachtung besitzt. Die Ausstellung widmet diesem Frühwerk der späten siebziger Jahre ausgiebig Raum, weil es der Schlüssel zur inhaltlichen und malerischen Verdichtung der späteren Jahre ist. Während der Jahre der Malereibewegung zu Beginn der achtziger Jahre dynamisiert Kurt Kocherscheidt Zug um Zug seine Motive und reduziert sie zu rätselhaften Zeichen zwischen Eros und Thanatos. Als neue durchgehende Thematik tritt nun ein mediterraner Mythos, von Kolchis im Osten bis zu den Säulen des Herkules im Westen, so als kehrte die Vergangenheit in codierten Archetypen wie Masken, Codices und goldenen Scheiben zurück. Aus surrealen Stillleben und Genremotiven der Anfangszeit erwachsen dunkle Ornamente, Flächen und Höhlungen. Dem abstrakten Malereiklima der späteren achtziger Jahre antwortet Kurt Kocherscheidt mit reduzierten dunklen Zeichen.

 

Info: www.essl.museum

 

 

Essl Museum, Innenhof bei Nacht (Foto: Ali Schafler)