Dürer-Ausstellung im Städel
Im Frankfurter Städel Museum laufen die Vorbereitungen für eine große Altmeisterausstellung auf Hochtouren: Vom 23. Oktober 2013 bis 2. Februar 2014 öffnet das Museum einen umfassenden Blick auf Albrecht Dürer (1471–1528), den wohl bedeutendsten deutschen Künstler der Renaissance. Die Ausstellung umfasst insgesamt über 250 Werke, darunter alleine etwa 190 Arbeiten von Albrecht Dürer.
Die langjährigen Leihverhandlungen für das Großprojekt wurden kürzlich abgeschlossen. Maßgebliche Leihgaben, wie der büßende Heilige Hieronymus (um 1496) aus der National Gallery London, das Bildnis eines unbekannten Mannes (1521) aus dem Prado in Madrid oder das berühmte Portrait eines Geistlichen (1516) aus der National Gallery of Art in Washington, konnten für die Ausstellung gewonnen werden. Weitere hochbedeutende Werke kommen unter anderem aus dem Pariser Louvre, dem British Museum (London), den Staatlichen Museen zu Berlin, den Uffizien in Florenz, dem Rijksmuseum (Amsterdam) sowie dem J. Paul Getty Museum (Los Angeles). Einen Höhepunkt der Ausstellung bildet die Wiedervereinigung der Tafeln des „Heller-Altars“ (1508), den Dürer gemeinsam mit Mathis Gothart Nithart, genannt Grünewald, in den Jahren 1507 bis 1509 für einen prominenten Frankfurter Auftraggeber schuf. Die Tafeln des ursprünglich für die Kirche des Dominikanerklosters in Frankfurt bestimmten Altarretabels sind heute zwischen dem Historischen Museum Frankfurt, der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und dem Städel Museum aufgeteilt und können in der Ausstellung erstmalig wieder zusammen gezeigt werden.
Insgesamt wird die Präsentation das Schaffen des deutschen Meisters in der ganzen Breite und Vielfalt seiner künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten vor Augen führen. Zu sehen sind 25 Tafel- und Leinwandbilder, 80 Handzeichnungen, weitere 80 Blätter in unterschiedlichen druckgrafischen Techniken sowie von Albrecht Dürer verfasste und illustrierte Bücher. Diese Arbeiten werden innerhalb der Ausstellung Werken von Vorläufern oder Zeitgenossen gegenübergestellt, die für den Künstler von Bedeutung waren: sei es, dass sich Dürer kreativ mit ihnen auseinandergesetzt hat, sei es, dass seine eigenen Werke zum Ausgangspunkt einer schöpferischen Neubearbeitung im Werk eines Künstlerkollegen wurden. Hierfür ergänzen etwa 70 Arbeiten von Künstlern wie Martin Schongauer, Hans Baldung Grien, Hans von Kulmbach, Jacopo de‘Barbari, Giovanni Bellini, Joos van Cleve oder Lucas von Leyden das groß angelegte Ausstellungsvorhaben. Durch diese Art der Kontextualisierung wird dem Betrachter nicht nur die besondere Gestaltungskraft und künstlerische Qualität in Dürers Werk, sondern auch dessen entscheidender Beitrag für die Entstehung der nordeuropäischen Renaissancekunst nahegebracht.
Die Ausstellung wird von der Sparkassen-Finanzgruppe und der Anwaltssocietät Skadden, Arps, Slate, Meagher & Flom LLP gefördert. Zusätzliche Unterstützung erfährt sie durch die Willy Robert Pitzer Stiftung, die Georg und Franziska Speyer’sche Hochschulstiftung sowie den Museumskooperationspool der Stadt Frankfurt am Main.
Das Städel Museum gehört mit seinen herausragenden Beständen im Bereich der deutschen, niederländischen und italienischen Kunst des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit zu den bedeutendsten Sammlungen weltweit. Entsprechend ist die eigene Sammlung immer wieder Ausgangspunkt für international beachtete Altmeisterausstellungen, darunter „Cranach der Ältere“ (2007/08), „Der Meister von Flemalle und Rogier van der Weyden“ (2008/09) und „Botticelli“ (2009/10). An diese Serie schließt nun die umfassende Dürer-Ausstellung an, deren inhaltliche Konzeption erneut auf den besonderen Stärken des Städel Museums und seiner Sammlungen aufbaut: Das Städel besitzt mit dem Bildnis der sogenannten Fürlegerin (1497) und der Darstellung Hiobs auf dem Misthaufen (1505) zwei kapitale Gemälde Dürers. Es verfügt darüber hinaus über eine Reihe bedeutender Zeichnungen sowie eine umfassende Suite von Holzschnitten und Kupferstichen, sodass wichtige Etappen der künstlerischen Tätigkeit und Entwicklung des Künstlers bereits anhand der in Frankfurt beheimateten Bestände gezeigt werden können. Darüber hinaus halten die Gemäldegalerie und die Graphische Sammlung des Städel Museums weitere wichtige Werke der zeitgenössischen deutschen, niederländischen und italienischen Malerei bereit, ohne deren Betrachtung die Kunst Albrecht Dürers – letztlich als Ergebnis des Geniekults des 19. Jahrhunderts – dem heutigen Betrachter merkwürdig isoliert erscheinen muss. So präsentiert die Ausstellung Dürer beispielsweise in seiner Beschäftigung mit dem „Hausbuchmeister“ und Martin Schongauer, mit großen Altniederländern wie Jan van Eyck, Rogier van der Weyden und Hugo van der Goes, mit dem „Meister der von Grooteschen Anbetung“, Joos van Cleve oder Quentin Massys, aber auch mit der venezianischen Malerei, glanzvoll vertreten durch Giovanni Bellini.
Zur Ausstellung erscheint ein umfassender, von Jochen Sander herausgegebener Katalog. Mit einem Vorwort von Max Hollein und Texten von Jeffrey Chipps Smith, Katrin Dyballa, Erik Eising, Christian Feest, Karoline Feulner, Stephan Kemperdick, Hans Körner, Christof Metzger, Andrew Morrall, Ulrich Pfisterer, Almut Pollmer-Schmidt, Jochen Sander, Johann Schulz, Jeroen Stumpel oder Berit Wagner.
Zur Ausstellung wird dem Besucher eine App zum Download zur Verfügung stehen, die, neben der von Heino Ferch gesprochenen deutschen Audiotour und einer interaktiven Kindertour, weiterführende Texte und Informationen zur Ausstellung enthält.
Info: www.staedelmuseum.de