Kulturstiftung des Bundes fördert internationale Fellowships an deutschen Museen
Die Jury des Programms „Fellowship Internationales Museum“ (FIM) – Prof. Dr. Ulrich Borsdorf, Dr. Perdita von Kraft, Frau Julia Pattis, Prof. Dr. Klaus Schneider, Prof. Thomas Weski – hat 19 Projekte in elf Bundesländern mit einer Förderung von insgesamt 2,58 Millionen Euro empfohlen. Die Förderung sieht vor, internationale Gastkuratoren und Wissenschaftler für 18 Monate an deutsche Museen einzuladen, um neue Herangehensweisen, Präsentations- und Kooperationsformen zu erproben. Ein Akademieprogramm begleitet das bis 2016 laufende Programm. Es bringt die beteiligten Fellows untereinander in Kontakt und regt die Museen zu gemeinsamen Fragestellungen über das zukünftige Museum an. Folgende Häuser sind beteiligt:Das Pommersche Landesmuseum Greifswald wird den Blick eines Fellows aus Polen auf „Die neuen Pommern“ lenken. Umsiedler, Repatriierte, Fremdarbeiter und Vertriebene hinterließen unbearbeitete Zeugnisse für eine transnationale Geschichtsschreibung. Das Zentralmagazin der Naturwissenschaftlichen Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg arbeitet mit einem Fellow aus China zur Evolution im eozänen Geiseltal. Zur Untersuchung dreidimensionaler Fossilien wie Schlammfisch oder Urpferd ist moderne Methodik notwendig, die auch neue Ausstellungsformen benötigt.Die Stiftung Stadtmuseum Berlin möchte ihre Stadtansichten von Berlin nach Istanbul erweitern. Durch die Arbeit eines Kurators aus der Türkei werden die beiden Metropolen vernetzt und Fragen nach Identität und Lebenswelt gestellt. Frühere Wanderungsbewegungen der Slawen in Europa vom 6. bis zum 12. Jahrhundert macht die archäologische Abteilung des Museums Brandenburg/Havel zum Thema der Arbeit eines Experten aus Südosteuropa.Die Diskussion um Gestaltungsräume des Menschen auf der Erde führt das Deutsche Museum München mit dem Projekt „Anthropozän“. Der Fellow setzt Themen wie fossile Energie, Bioerosion, Gentechnik zueinander in Beziehung. Beispiele früher Globalisierung durch ostasiatisch-europäische Beziehungen stehen im Mittelpunkt der Forschung des Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig. Ein Fellow aus den Niederlanden untersucht Kunstwerke, die über den Transfer der niederländischen Vereinigten Ostindischen Kompanie die Sammlung des Herzogs Anton Ulrich erreichten. Am Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe widmet sich eine brasilianische Biologin anhand amazonischer Spinnen und Schmetterlinge der Biodiversitätsforschung. Ein vergleichender Ethnologe aus Peru analysiert im Landesmuseum für Natur und Mensch Oldenburg „Eigenes und Fremdes im ethnischen Quer- und Längsschnitt“. Wie haben sich verschiedene Kulturen unabhängig und gleichzeitig in der Welt entwickelt und verteilt? Unter dem Aspekt des globalen Medienereignisses betrachtet die Stiftung Deutsches Hygiene-Museum Dresden den Umgang mit der Krankheit AIDS. Aufgabe des Fellows ist eine drei Länder vergleichende Studie zu Plakaten aus den USA, Osteuropa und Afrika. Aus Mexiko kommt eine Wissenschaftlerin, die das „Prinzip Coop“, ein Genossenschaftsmodell des Architekten und Dessauer Bauhausdirektors Hannes Meyer und seiner Idee der kollektiven Gestaltung, untersucht. Wie zukunftsfähig ist sein in den 1925er Jahren entwickeltes Modell, fragt die Stiftung Bauhaus Dessau.Mit einem Kurator aus Nairobi ruft das Iwalewa-Haus in Bayreuth dazu auf, Archive neu zu ordnen. Unter dem Titel „Mashing Up the Archive“ verlagert sich das Museum als „Kontaktzone“ in den Stadtraum. Kunst nimmt den Weg aus dem Museumsgebäude hin zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Orten des Alltagslebens.Neue gesellschaftliche Wirkungsräume will die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden erkunden. Im Focus der Forschung eines griechisch-serbisch-deutschen Wissenschaftlerteams steht die Europäische Zivilgesellschaft nach 1989.Von archäologischem Interesse getragen ist das Kooperations- und Ausstellungsprojekt „Vietnam“ des Westfälischen Landesmuseums in Herne. Wissenschaftler aus Hanoi wirken hieran mit. Ein polnischer Historiker wird zur historiografischen Rekonstruktion der Geschichte des Konzentrationslagers aus Sicht der polnischen Häftlinge von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora eingeladen. Als offenen Raum für Reflexion und Fantasie, Neugier und Sinnlichkeit versteht das Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen sein Projekt BilderStadt/StadtBilder. Hieran arbeitet ein Kurator aus der Türkei mit. Ebenfalls in direkten Kontakt mit den Bürgern tritt das Museum für Naturkunde Berlin. Mit dem Fellowship animiert das Forschungsmuseum die Besucher, an Biodiversitätsforschung im Kontext eines „kollektiven Denkexperiments“ teilzunehmen. „In Order to Join“ verweist auf eine indische Künstlerinnengeneration um Rummana Hussain (1952-1999). Das Städtische Museum Abteiberg in Mönchengladbach kooperiert mit Partnern aus Mumbai. Ein Fellow aus Australien wird im Deutschen Historischen Museum Berlin Geschichtsbilder der DDR-Ideologie aus fremder Perspektive betrachten.Aus Ägypten stammt ein Kurator, der an einem Ausstellungsprojekt der Stiftung Preußischer Kulturbesitz über Judentum, Christentum und Islam unter dem Titel „Ein Gott – Abrahams Erben am Nil“ Berlin mitarbeiten wird.Das Goethe-Institut unterstützt das Programm bei der Suche und Vorbereitung der Fellows im Ausland. Info: www.kulturstiftung-bund/fellowship