Kasseler Büro gewinnt Architektenwettbewerb für Museum für Sepulkralkultur
Der erste Preis im Wettbewerb zur Neukonzeption, Sanierung und Erweiterung des Museums für Sepulkralkultur (MSK) in Kassel geht an das Büro Schulze Schulze Berger. Diesen und zwei weitere Preisträger hat das Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Zvonko Turkali bestimmt. Die Mittel für die Vorplanung stellen das Land Hessen (759.000 Euro) und die Stadt Kassel (50.000 Euro) bereit.
„Das Sepulkralmuseum leistet sehr besondere Arbeit zu einer sensiblen Thematik, die wir oft aus unserem Leben ausblenden, und beleuchtet den Tod und den Umgang damit aus unterschiedlichen Perspektiven“, erklärt Angela Dorn, hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst. „Mit der vorgesehenen Erweiterung erhält das Museum die Möglichkeit, noch attraktivere Angebote für Besucherinnen und Besucher zu gestalten. Und die planerische Perspektive stärkt – das freut mich als Ministerin für Kunst und Wissenschaft besonders – die Forschungsarbeit des Instituts. Da auch der Denkmalschutz in mein Ressort fällt, möchte ich zudem den ebenso behutsamen wie bewussten Umgang mit dem denkmalgeschützten Bestand und die kreative Betonung historischer Bezüge des Siegerentwurfs hervorheben.“
„Das Museum für Sepulkralkultur geht auf nahbare wie innovative Weise mit den Thematiken von Tod und Sterben und ihren gesellschaftlichen Diskursen, kulturellen und historischen Dimensionen und persönlichen Fragestellungen um“, ergänzt Dr. Susanne Völker, Kulturdezernentin der Stadt Kassel. „Die Sanierung eröffnet zeitgemäße Möglichkeiten der Weiterentwicklung von Ausstellungen, Forschung und Vermittlung in einem Museum, das in seiner thematischen Ausrichtung ebenso außergewöhnlich wie relevant ist.“
Das 1992 eröffnete MSK besteht aus der denkmalgeschützten Remise der ehemaligen Villa der Industriellenfamilie Henschel aus dem Jahr 1903/1904 und einem damit verbundenen Neubau des Architekten Wilhelm Kücker (München). Drei Jahrzehnte nach der Eröffnung benötigen Bauwerk und Museum eine grundlegende Sanierung, umfassende technische Ertüchtigung und Neuordnung. Die Wettbewerbsaufgabe konzentrierte sich auf die baulichen und räumlichen Aufgaben in beiden Gebäudeteilen. Der Fokus der Umstrukturierung liegt dabei auf der denkmalgeschützten Remise mit neu zu planendem Veranstaltungsbereich, Konferenz- und Seminarräumen, Bibliothek, Empfang mit Museumsshop sowie Verwaltungsräumen. Im Neubau soll die raumklimatische Situation verbessert und eine funktionale Aufwertung des Baus im ästhetischen Einklang mit dem Altbau ermöglicht werden.
Den 1. Preis erhielt das Büro Schulze Schulze Berger aus Kassel für den Vorschlag, die Terrasse in Anlehnung an die historische Situation mit einem Multifunktionsraum zu überbauen, der für alle Formen von Veranstaltungen genutzt oder auch dem Café zugeschlagen werden kann. Er bietet den Besucherinnen und Besuchern einen Blick in die Kasseler Südstadt und die Fuldaaue. Die historische Tordurchfahrt wird als Eingang reaktiviert und führt in den Innenhof, der künftig frei von Einbauten und Überdachungen die historische Bausubstanz des Remisengebäudes wieder erfahrbar werden lässt. Hier können sich Besuchergruppen sammeln und auf den Besuch des Museums vorbereiten oder Gäste aufhalten, die das Café oder den Museumsshop besuchen möchten. Die geforderte Nutzungsmöglichkeit des Veranstaltungsbereichs unabhängig vom Museumsbetrieb ist in dieser Arbeit aus Sicht der Jury auf besonders gute Weise gewährleistet.
Der 2. Preis ging an Osterwold+Schmidt-Architekten aus Weimar für die Idee, den Innenhof vollständig mit einer mehrgeschossigen Holzkonstruktion zu überbauen, die das geforderte Raumprogramm aufnimmt. Durch die Komprimierung der baulichen Ergänzung über dem heutigen Innenhof kann die Aufstockung des Dachs auf ein Minimum reduziert und eine großzügige Dachterrasse mit imposantem Fernblick angeboten werden. Die Dachaufstockung beschränkt sich dabei auf den exponiert in der Mitte gelegenen Multifunktionsbereich. Die Tordurchfahrt wird zum Haupteingang, der die Besucherinnen und Besucher zu einem großzügigen Foyer auf der Fläche des heutigen Innenhofs führt.
Den 3. Preis gewann das Büro Peter Zirkel Architekten aus Dresden, das mit einer großflächigen Öffnung der historischen Ostfassade der Remise – die durch den Museumsneubau von Wilhelm Kücker zur Innenwand wurde – die Verbindung zwischen Alt- und Neubau stärkt. Hierzu wird das heutige Erschließungssystem in der sogenannten Fuge zwischen den Gebäudeteilen komplett verändert. Die neu entstehende innere Achse soll unter Inkaufnahme erheblicher Eingriffe in die historische Bausubstanz Licht und Luft in das Gesamtensemble bringen und neue Raumerlebnisse ermöglichen.
Die Ausstellung aller zwölf Arbeiten wird vom 20. Oktober bis 27. November im Museum für Sepulkralkultur stattfinden.
Info: www.sepulkralmuseum.de
Siegreiche Einreichungen (Foto: Museum für Sepulkralkultur)