„Recht auf Museum?“: Universität Wien kooperiert mit fünf Wiener Museen
„Would you like to participate in an artistic experience?“, so heißt ein Klassiker der partizipativen Kunst des brasilianischen Konzeptkünstlers Ricardo Basbaum, der seit 1994 emaillierte Metallobjekte zur freien Nutzung zirkulieren lässt. Der Aufruf „Möchten Sie mit mir ins Museum gehen?” transferiert eine solche Einladung zur ästhetischen Erfahrung und persönlichen Aneignung in den musealen Raum.
In Zusammenarbeit mit fünf Wiener Museen – Belvedere, Haus der Geschichte Österreich, MAK – Museum für angewandte Kunst, Kunsthistorisches Museum Wien und Volkskundemuseum Wien – lädt das Forschungsprojekt „Recht auf Museum?” ab Anfang Mai 2021 Bürger zu Museumsrundgängen mit anschließendem Feedback ein. Dieser Aufruf zur Teilhabe steht vor dem Hintergrund aktueller musealer Identitätsdebatten, welche öffentliche Mission eines Museums nicht nur zeitgemäß, sondern auch zukunftsträchtig sein kann. In dieser pandemiebedingt noch akuteren und zugleich verstärkt politisierten Diskussion stehen zugleich Fragen nach der sozialen Relevanz von Museen, ihre Beziehung zu den Besuchen sowie die (ausreichende) Adressierung eines lokalen Publikums im Zentrum.
Das an der Universität Wien angesiedelte und vom Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank geförderte Projekt „Recht auf Museum?” wendet sich in einer vergleichenden Fallstudie zu den fünf genannten Häusern musealen Öffentlichkeitskonzepten aus historischer sowie aus heutiger Sicht in Archiv- und Feldforschungen zu. Wie hat sich das Recht auf Museum seit der Aufklärung verändert und wie wird es heute wahrgenommen? Während Archivforschungen und quellenkundliche Analysen institutionelle Museumsleitbilder von den Gründungsstatuten bis zum gegenwärtigen Mission Statement untersuchen, erheben Feldforschungen über Museumsrundgänge und Befragungen (inklusive Annotierung von Archivfunden) empirische Befunde zur Wahrnehmung dieser Leitbilder aus Bürgersicht.
Alle Personen, die ihr Recht auf Museum wahrnehmen und Feedback zu ihren Eindrücken nach einem oder mehreren Museumsbesuchen teilen möchten, sind aktuell aufgerufen, sich am Projekt zu beteiligen. Für die kollaborative Feldforschung im Mai und Juni 2021 werden konkret 20 Personen für den „Bürger*innen-Beirat“ und jeweils 200 Personen für das „Besucher*innen-Panel“ pro Museum (gesamt 1.000) gesucht.
Der Bürger*innen-Beirat wird nach Diversitätskriterien wie Alter, Geschlecht, Bildungs- und Migrationshintergrund, Behinderung und bisherige Museumsaffinität zusammengestellt und steht repräsentativ für die in Wien lebende Bevölkerung. Mitglieder des Bürger*innenBeirats besuchen alle fünf Häuser in begleiteten Museumsrundgängen mit einerm Feldforscher. Für ihr umfassendes Feedback im Anschluss an die fünf individuell vereinbarten Museumsbesuche und weitere optionale Beratungstermine erhalten Beiratsmitglieder eine Aufwandsentschädigung.
Ungeachtet ihres sozio-demographischen Hintergrunds können alle Interessierten Mitglieder des Besucher*innen-Panels werden. Sie erhalten in einer terminlich festgelegten Aktionswoche pro Museum einmalig freien Eintritt für Feedback in eines oder mehrere Häuser ihrer Wahl. Nach einem selbstständigen Museumsrundgang geben sie dem Feldforschungs-Team vor Ort Rückmeldung zu ihrer Museumserfahrung in einer anschließenden Befragung.
Info: www.rechtaufmuseum.com
Teilnehmende Museen (Foto: Recht auf Museum)