ZDFkultur zeigt in der „Digitalen Kunsthalle“ eine Ausstellung über NS-Raubkunst
Saulmann, von Klemperer, von Bleichröder, Rubinstein: Diese vier Namen stehen stellvertretend für die Schicksale unzähliger jüdischer Familien während der NS-Zeit – und sie stehen stellvertretend für das Schicksal bedeutender privater Sammlungen, die von den Nationalsozialisten gestohlen, auseinandergerissen, verkauft oder zerstört worden sind. Die Ausstellung „Geraubte Kunst“, die ZDFkultur ab sofort unter https://digitalekunsthalle.zdf.de zeigt, dokumentiert in virtuell begehbaren Räumen die Verlustgeschichte der einstigen Sammlungen von Ernst und Agathe Saulmann, Gustav von Klemperer, James von Bleichröder und Arthur Rubinstein. Sie zeigt am Beispiel ausgewählter Werke aus diesen Sammlungen, wie der NS-Raub vonstattenging, wie der Kunstmarkt von der Zwangslage jüdischer Kunstbesitzer profitierte und wie Museen heute mit möglichen Restitutionsfällen im Sinne der Washingtoner Erklärung umgehen.
Die Schau entstand im Austausch mit den Provenienzforschern bedeutender deutscher Kultureinrichtungen: der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und dem Städel Museum in Frankfurt, die insgesamt vier Fälle für die Produktion bereitgestellt haben. Sie waren in den Besitz von Raubkunst aus jenen Sammlungen gelangt, an die nun in der Ausstellung erinnert wird.
In der Ausstellung werden in vier Filmen die vier Sammlungen vorgestellt und die Geschichten ihrer Besitzer geschildert, wobei jeweils verschiedene Aspekte von Raub und Restitution thematisiert werden. Im „Raum der Stimmen“ kommen zudem in kurzen Videoclips renommierte Expertinnen und Experten zum Thema NS-Raubkunst zu Wort. Darunter Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die über die „Notwendigkeit rückhaltloser Aufklärung“ spricht. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, äußert sich zur Verantwortung von Museen und Kulturinstitutionen. Gilbert Lupfer, Kunsthistoriker und ehrenamtlicher Vorstand des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste, sucht Antworten auf die Frage, warum Provenienzforschung und Restitutionen erst so spät begannen. Und Stuart E. Eizenstat, Diplomat und Mitinitiator der Washingtoner Konferenz von 1998, auf der die Prinzipien für den Umgang mit NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut festgelegt wurden, erläutert, welche Zwecke die Nationalsozialisten mit dem Raub jüdischer Sammlungen verfolgten.