Verdopplung der Besuchszahlen im Museum Folkwang durch freien Eintritt
Eine repräsentative Besucherbefragung des Museum Folkwang zeigt jetzt die Auswirkungen des freien Eintritts in die ständige Sammlung des Museums. Ziel der wissenschaftlichen Studie war es, die Auswirkungen des Projekts auf die Besucherstruktur und das Besuchsverhalten zu untersuchen. Der freie Eintritt führte zu einer Verdopplung der Besuchszahlen in der Sammlung.
Die Studie wurde im Frühsommer 2017 durchgeführt und bestätigt vor allem die Erschließung von neuen, jüngeren Zielgruppen. 31 Prozent der Besucher (ohne Kinder und Jugendliche) sind zwischen 16 und 49 Jahren alt. Die Untersuchung zeigt, dass die Einführung des freien Eintritts insbesondere für die jüngeren Besucher zum ausschlaggebenden Grund geworden ist, das Museum zu besuchen: 46 Prozent der 16- bis 34-Jährigen kommen ausschließlich wegen des freien Eintritts ins Museum Folkwang. Bezogen auf alle Besucher der ständigen Sammlung war der freie Eintritt für 49 Prozent entscheidender Faktor für den Museumsbesuch.
In allen demographischen Gruppen konnten Zuwächse erzielt werden; bei den jüngeren Besuchern um 87 Prozent (16 bis 34 Jahre), im Segment der Besucher mit schwächeren Bildungsabschlüssen um 22 Prozent. Unter den Essenern konnte ein Plus von 30 Prozent an Besuchern generiert werden.
Eines der Ziele bei Einführung des freien Eintritts bestand darin, das Stammpublikum zu erweitern. Die Studie zeigt deutlich, dass dies gelungen ist und zu einer Bindung an das Museum Folkwang geführt hat. Durchschnittlich 2,4 Mal pro Jahr kommt der Besucher ins Museum Folkwang – verkürzt dabei aber deutlich seine Verweildauer. 14 Prozent sind „Schnupperbesucher“ und bleiben unter einer Stunde im Museum Folkwang. Die Besuchshäufigkeit hat sich nach dem freien Eintritt insbesondere unter der jungen Besuchergruppe von 16 bis 34 Jahren gesteigert. 48 Prozent geben hier an, häufiger zu kommen.
Mehr als jeder zweite Befragte fühlt sich durch den freien Eintritt stärker mit dem Museum verbunden. Das gilt insbesondere für die jüngeren Besucher (über 80 Prozent Zustimmung, ältere Besucher nur rund 40 Prozent). 44 Prozent der Besucher gaben an, durch den freien Eintritt eine stärkere Beziehung zur Kunst zu entwickeln (darunter junge Besucher mit 64 Prozent Zustimmung, Senioren nur mit einer Minderheit von 33 Prozent Zustimmung).
Die ständige Sammlung des Museum Folkwang verzeichnet im unterjährigen Vergleich (19. Juni 2016 bis 18. Juni 2017) mit 81.451 Besuchen auch zwei Jahre nach Einführung des freien Eintritts doppelt so viele Besuche wie vor der Einführung (Vergleichszeitraum 2014 /2015: 43.315).
Jeder fünfte Besucher kommt aus Essen (21 Prozent). Weitere 31 Prozent kommen aus der Region (bis 50 km), 48 Prozent sind überregionale Besucher, davon drei Prozent aus dem Ausland kommend. „Der freie Eintritt in die Sammlung zeigt nachhaltigen Erfolg“, sagt Direktor Tobia Bezzola. „Die Besuchszahlen in der Sammlung sind hoch, es bildet sich wieder ein größeres Stammpublikum, und die traditionell schwieriger zu begeisternden Zielgruppen fühlen sich angesprochen. Wir sind auf einem sehr guten Weg, Kunst tatsächlich als Normalität im Alltagsleben vieler Menschen zu verankern.“
„Das Experiment ‚freier Eintritt‘ verläuft offensichtlich positiv“, so Ursula Gather, Kuratoriumsvorsitzende der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Die Krupp-Stiftung ermöglicht mit einer Förderung von einer Million Euro seit Mai 2015 für die Dauer von fünf Jahren den freien Eintritt in die ständige Sammlung des Museums. „Das Museum hat den vergangenen zwei Jahren kreative Ideen entwickelt, um das Haus für alle Bürger attraktiver zu machen“, sagte sie. Sie wünsche sich, dass das Museum diese Arbeit konsequent weiterführe.
Die Studie wurde im Frühsommer 2017 von Prof. Dr. Tibor Kliment vom Studiengang Medienwirtschaft der Rheinischen Fachhochschule Köln durchgeführt. „Der freie Eintritt hat zusätzliche Besucher in das Museum Folkwang gebracht und vorhandene Besucher stärker gebunden. Der damit gewonnene Einzug eines museumsferneren Publikums ins Museum ist zusätzlich bemerkenswert“, so Professor Kliment.
Info: www.museum-folkwang.de