Tiemann-Preis für das Museum Folkwang
Das Museum Folkwang in Essen erhält als erste öffentliche Institution in Deutschland den Tiemann-Preis. Es konnte mit seiner Bewerbung für eine Werkgruppe des in Berlin lebenden Malers Armin Boehm (*1972) überzeugen und nimmt den mit 50.000 Euro dotierten Ankaufsetat am 3. November 2023 bei einem Festakt im Beisein des Künstlers und des Stifterpaares Tiemann im Museum Folkwang in Essen entgegen. Die neu ins Leben gerufene Auszeichnung richtet sich direkt an Museen und Kunstinstitutionen und ermöglicht die Erweiterung der jeweiligen Sammlung durch den Ankauf zeitgenössischer Malerei.
Die Jury überzeugte der Wunsch des Museums, vier Werke von Armin Boehm in seine Sammlung aufzunehmen. Mit seinen gemalten Gesellschaftsallegorien greift Boehm jenes Genre auf, das Künstler wie Max Beckmann, George Grosz und Otto Dix maßgeblich geprägt haben. Durch den Ankauf der repräsentativen Werkgruppe von Armin Boehm erweitert das Museum Folkwang seine Sammlung, die u. a. einen Schwerpunkt im Expressionismus und verwandter künstlerischer Positionen der 1920er und 1930er Jahre hat, und setzt zugleich den Ausbau der Sammlung um bedeutende malerische Werkgruppen der Nachkriegs- und Gegenwartskunst eindrucksvoll und zeitgemäß fort. Da das Museum seine Sammlung seit 2019 nicht mehr chronologisch, sondern nach Themen präsentiert, werden Armin Boehms Werke künftig in direkter Nachbarschaft zu den verwandten Exponaten des 20. Jahrhunderts zu sehen sein.
„Boehm widmet sich in seinen Bildern den Konflikten und Verwerfungen aktueller (westlicher) Gesellschaften, wobei er insbesondere die Macht der Sozialen Medien thematisiert. Sujets von Memes, Hassbildern und aktivistischen Bildformaten überträgt er in eine mit textilen Elementen angereicherte Ölmalerei, verbindet sie dabei ebenso virtuos wie provokant und liefert so ein Panoptikum an Motiven politischer Ideologisierung und Radikalisierung. Apokalyptische Ängste und Nachtgedanken prägen die Stimmung von Boehms Bildern nicht anders als die seiner Vorbilder aus dem letzten Jahrhundert“, heißt es in der Begründung der Fachjury.
„Wir freuen uns sehr, dass das Museum Folkwang gemeinsam mit dem Künstler Armin Boehm den ersten Tiemann-Preis für zeitgenössische Malerei erhält. Wir danken dem Stifterpaar Tiemann und der Jury für diese Auszeichnung, die es uns ermöglicht, eine herausragende Werkgruppe von Armin Boehm (*1972) zu erwerben, die verschiedene Facetten seines künstlerischen Schaffens vereint. Dieser besondere Preis trägt dazu bei, dass die Gegenwartskunst in unserem Museum lebendig bleibt und die Sammlung weiterwachsen kann. Durch ihren zeitkritischen Ansatz korrespondiert Boehms vierteilige Gruppe hervorragend mit den Folkwang-Werken des Expressionismus und findet auch in weiteren zentralen künstlerischen Positionen des 20. Jahrhunderts sowie der Gegenwartskunst im Museum eindrucksvoll Widerhall“, so Prof. Peter Gorschlüter, Direktor Museum Folkwang.
Die Fachjury für den Tiemann-Preis 2023 bildeten in diesem Jahr: Dr. Anette Hüsch (Direktorin Kunsthalle zu Kiel), Dr. Ingrid Pfeiffer (Kuratorin Schirn Kunsthalle), Prof. Dr. Annette Tietenberg (Professorin für Kunstwissenschaft, HBK), Prof. Dr. Wolfgang Ullrich (Kunsthistoriker und Autor) sowie Marcus Woeller (Redakteur und Autor).