Perfect Match: Bode-Museum ermöglicht Chat mit Exponaten
Die Objekte, die heute als Teil der Skulpturensammlung und des Museums für Byzantinische Kunst im Bode-Museum zu sehen sind, waren ursprünglich nicht für die Ausstellung in einem Museum bestimmt. Jedes von ihnen hat eine individuelle Herkunft, eine eigene Biografie. Objektgeschichten, die die Geschichte Europas, die Geschichte Berlins oder längst vergessener Orte erzählen – und die den Besuchern meistens verborgen bleiben. Um seine Sammlungen dem Publikum des 21. Jahrhunderts in ungewöhnlichen Formaten zugänglich zu machen, präsentiert das Bode-Museum die neue App „Perfect Match! Bode-Museum“, die vor, während und nach dem Museumsbesuch kostenfrei genutzt werden kann.
„Perfect Match! Bode-Museum“ soll spielerisch Berührungsängste und Hemmschwellen abbauen, indem es Objekten ein Gesicht gibt. Die App greift dabei auf das bekannte Prinzip von Dating-Apps zurück. Nutzer können sich für oder gegen das Kennenlernen eines Objekts entscheiden, indem sie nach links oder rechts „swipen“. Digital werden die Besucher auf diese Weise interessengeleitet mit Museumsobjekten zusammengeführt: Die App-Nutzer können nach ihren persönlichen Vorlieben auswählen, welche Objekte ihnen gefallen oder auch nicht gefallen. Findet auch das Objekt den oder die Nutzerin interessant, kommt es zum „Match“ und ein persönlicher Chat öffnet sich. Das Museumsobjekt lädt außerdem zum persönlichen Kennenlernen in den Ausstellungsraum ein. Vor Ort am Original kann der Chat dann vertieft werden – was sich als emotional, lustig, ernst oder einfach informativ erweisen kann.
Im direkten Dialog erfahren die Besucher etwa, dass Tilman Riemenschneiders heute holzsichtigen Evangelistenfiguren früher bunte Oberflächen getragen haben. Ein Altarretabel aus der Werkstatt Andrea della Robbias aus dem 15. Jahrhundert erzählt von der Nachkriegszeit, als Teile des Kunstwerks in die Sowjetunion verbracht und erst 1958 in die DDR rückgeführt wurden. Eine Statuette des Heiligen Patroklus berichtet, wie es ihr gelang, nach der Französischen Revolution der Plünderung Napoleons zu entkommen. Ein romanisches Portal erwähnt die lokalen Widerstände gegen seinen Ankauf für das Museum. Und schließlich, wenn man das große, mittelalterliche Mosaik aus Ravenna geschickt befragt, verrät es, dass es gar nicht so echt ist wie es aussieht.
Die App ist das Ergebnis eines gemeinsamen Seminars des BodeMuseums, des Caspar-David-Friedrich-Instituts der Universität Greifswald unter der Leitung von María López-Fanjul y Díez del Corral, Kuratorin der Sammlungen Italien (ab 1500) und Spanien, sowie Outreach, BodeMuseum, und Isabelle Dolezalek, Juniorprofessorin für Kunstgeschichte am Caspar-David-Friedrich-Institut, Universität Greifswald. Die Inhalte der App, die auf den aktuellen kunsthistorischen Ansätzen der Provenienzforschung und der Objektbiografie basieren, wurden von Studierenden der
Kunstgeschichte recherchiert. In mehreren Museums- und SchreibWorkshops konnten sie sich mit Kuratoren und Restauratoren austauschen, um in einem weiteren Schritt die Forschungsergebnisse unter Anleitung des Entwickler-Teams des gamelab.berlin für die App aufzubereiten.
„Perfect Match! Bode-Museum“ basiert auf einer Anwendung, die im Rahmen des Verbundprojekts „museum4punkt0 – Digitale Strategien für das Museum der Zukunft“ im Auftrag der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss entwickelt wurde. „museum4punkt0“ wird gefördert von
der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Das Projekt wird gefördert von Museum & Location.