Verleihung der AICA Auszeichnungen in Dessau
Das Bauhaus Museum in Dessau ist von Kunstkritikern als „Museum des Jahres“ ausgezeichnet worden. Das 2019 eröffnete Haus überzeuge damit, „einerseits die Erinnerung an das Bauhaus als bedeutendste Schule für Gestaltung im 20. Jahrhundert wachzuhalten, andererseits aber auch die Idee des Bauhauses eindrucksvoll in die Gegenwart zu übertragen“, hieß es am 4. Dezember bei der Verleihung der Urkunde durch die deutsche Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbandes AICA in Dessau.
Weitere Auszeichnungen wichtiger Ausstellungen des vergangenen Jahres sind für „Artists and Agents – Performancekunst und Geheimdienste“ an den Hartware MedienKunstVerein in Dortmund und für „Bonzo’s Dream“ an das Brücke-Museum Berlin gegangen. Die drei Ehrungen für das Jahr 2020 waren bereits zu Jahresbeginn zuerkannt worden. Die Auszeichnungen konnten aber wegen der Pandemie erst jetzt zum Bauhausgeburtstag, dem 95. Jahrestag der Eröffnung des Bauhausgebäudes, in Dessau überreicht werden.
Mit der Auszeichnung „Ausstellung des Jahres“ haben die deutschen Kunstkritiker die Schau „Artists and Agents – Performancekunst und Geheimdienste“ im Hartware MedienKunstVerein in Dortmund prämiert. Zum 30. Jahrestag des Mauerfalls beleuchtete die Schau die Interaktion zwischen Geheimdiensten und der Performancekunst als eine Kunstrichtung, die den Parteidiktaturen Osteuropas am unkalkulierbarsten, als westlich und dekadent erschien. Zu der Frage, was die Geheimdienste von den Künstlern befürchteten und was die überwachten Künstler und Künstlerinnen zu befürchten hatten, stellte die Ausstellung künstlerische Positionen aus der Perspektive geheimdienstlicher Ermittlungen vor. Hierfür waren umfangreiche Recherchen in den nach 1990 geöffneten Geheimdienstarchiven der ehemaligen Ostblock-Länder nötig. Die geheimdienstliche Unterwanderung der Kunstszene führte aber auch zu ihrer kunsthistorischen Dokumentation.
Den Titel „Besondere Ausstellung“ erhielt „Bonzo’s Dream“, eine Schau der in Guatemala lebenden Malerin Vivian Suter im Brücke-Museum Berlin. Die 1949 geborene Künstlerin und ihre mittlerweile gestorbene Mutter Elisabeth Wild, die bereits gemeinsam auf der Documenta zu sehen waren, haben mit ihren Gemälden für eine Wiederbelebung der Farben und Formen der expressionistischen Brücke-Künstler wie Ernst Ludwig Kirchner oder Karl Schmidt-Rottluff gesorgt. Ihr sehr kreativer Umgang mit der Sammlung des Berliner Museums zeigt, zu welch großartigen Ergebnissen eine Aktualisierung der Kunstgeschichte aus zeitgenössischer Sicht führen kann.
Die mehr als 200 in der deutschen AICA-Sektion zusammengeschlossenen Autoren, Kritiker, Journalisten und Publizisten vergeben jedes Jahr ihre drei undotierten Auszeichnungen an Museen und für einzelne besonders gelungene Kunstausstellungen.
Info: www.aica.de
Ausstellung im Bauhaus Dessau (Foto: Stiftung Bauhaus Dessau)