Auftakt der neuen Reihe „Schultze Projects“ im Museum Ludwig
Mit der neu und ortsspezifisch entstandenen fünfteiligen Arbeit von Wade Guyton beginnt das Museum Ludwig die neue Projektreihe Schultze Projects. Der Name der Reihe bezieht sich auf Bernard Schultze und seine Ehefrau Ursula (Schultze-Bluhm), deren Nachlass das Museum Ludwig verwaltet und zu deren Gedenken künftig alle zwei Jahre eine Künstlerin oder ein Künstler eingeladen wird, ein Werk für die prominente Stirnwand im Treppenhaus anzufertigen.
New York bildet nach wie vor eine Folie für die unterschiedlichsten Projektionen. Was bedeutet es also, wenn Wade Guyton für seine neue Arbeit im Museum Ludwig das „One World Trade Center“ als erkennbare Ikone der Finanz- und Kulturmetropole abbildet? Noch dazu in Kombination mit dem nach seiner Adresse benannten Apartmenthochhaus „56 Leonard“ von Herzog & de Meuron, einem weiteren Gebäude mit Potenzial, architektonisches Wahrzeichen der Stadt zu werden.
Jetzt hängen diese Bilder im Museum Ludwig, das nicht nur aufgrund seiner amerikanischen Pop-Art-Sammlung eine ausgesprochen enge Beziehung zur US-amerikanischen Kunst pflegt. Gleichzeitig handelt es sich bei dem Motiv ganz lapidar um den Blick aus dem Fenster des Ateliers von Wade Guyton. Somit kommt der Künstler erneut auf ein Thema zurück, das Faszination sowohl auf Laien wie Kenner ausübt und mit dem er sich erstmals Anfang dieses Jahres explizit in seiner Ausstellung im Münchner Museum Brandhorst unter dem Titel „Wade Guyton. Das New Yorker Atelier“ ausführlich beschäftigte. Kombiniert hat Guyton diese wiedererkennbaren Motive mit scheinbar abstrakten Leinwänden. Hierfür hat er in die Datei einer beliebigen Abbildung dermaßen hineingezoomt, dass die ursprüngliche Vorlage nicht mehr zu erkennen ist. Die hellen Flächen dieser Leinwände sind teilweise an den Rändern mit roten Umrandungen bedruckt, die auch aufgrund eines an manchen Stellen angedeuteten Schatten wie Rahmen wirken. Dabei ist es bemerkenswert, dass beide Darstellungsmodi – der abstrakte ebenso wie der figurative – auf denselben künstlerischen Vorgehensweisen beruhen, die das Werk von Wade Guyton seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn vor nunmehr knapp zwanzig Jahren charakterisieren.
Schon bei seinen Bildern mit den Buchstaben „U“ und „X“ sowie bei seinen Flammenabbildungen verwendete Guyton vorgefundene Motive, die er mit Hilfe des Computers und einem Tintenstrahldrucker auf grundierte Leinwände übertrug. Lediglich die Motive haben sich insofern verändert, als sie in letzter Zeit verstärkt auf eigene Handyschnappschüsse, Screenshots und Zooms zurückzuführen sind. Somit finden Fragen der digitalen Bildproduktion, Techniken der Aneignung und eine Auseinandersetzung mit dem traditionellen Tafelbild in diesen neuen Arbeiten noch einmal eine tiefgreifende Zuspitzung.
Wade Guyton wurde 1972 in Hammond, Indiana, USA geboren und lebt in New York. Er hatte große Einzelausstellungen im Kunstverein Hamburg (2006), Portikus in Frankfurt am Main (2008), Museum Dhondt-Dhaenens in Deurle (2009), Whitney Museum in New York (2012/13), in der Kunsthalle Zürich (2013), im Le Consortium in Dijon (2016), Museum Brandhorst in München (2017) und im Museo Madre in Neapel (2017). Außerdem war er an wichtigen Gruppenausstellungen wie der Venedig-Biennale (2013), der Carnegie International (2014) und der Whitney Biennial (2004) beteiligt. Seine Arbeiten befinden sich unter anderem in folgenden Museumssammlungen: Art Institute of Chicago; Kunstmuseum Basel; Moderna Museet, Stockholm; Museum of Contemporary Art, Los Angeles; Museum Ludwig, Köln; Museum of Modern Art, New York; Centre Georges Pompidou, Paris; San Francisco Museum of Moder n Art; Tate Modern, London; Whitney Museum of American Art, New York; Kunsthaus Zürich.
Info: www.museum-ludwig.de