Space4 Ausstellung „Der Weltpoet – Friedrich Rückert“ in Erlangen
2016 ist das Gedenkjahr Friedrich Rückerts (1788 – 1866). Vor 150 Jahren starb der Zeitgenosse Johann Wolfgang von Goethes und Freund Alexander von Humboldts. Seine Geburtsstadt Schweinfurt hat dem „Weltpoeten“ eine große Sonderausstellung gewidmet. Zahlreiche Originalobjekte aus dem Nachlass, Inszenierungen und Klanginstallationen laden ein, das Leben, das Werk und die Zeit Friedrich Rückerts zu entdecken. Realisiert wurde „Der Weltpoet – Friedrich Rückert“ von den Stuttgarter Ausstellungsmachern von Space4.
Die Jubiläumsausstellung der Stadt Schweinfurt stellt den Menschen Rückert, seine Lebensthemen, sein Werk und seine Zeit vor. Sie lädt ein zu einem Gang durch Rückerts biedermeierliche Stuben, Arbeitszimmer und Hörsäle. Rund 400 Originalobjekte aus dem Nachlass des Dichters, Inszenierungen, Aktivstationen sowie Klanginstallationen vermitteln Leben, Werk und Zeit Friedrich Rückerts.
Die Konzeption der Ausstellung ordnet Rückerts Lebensweg in fünf thematische Abschnitte – dargestellt durch fünf „Zimmer“. Farblich unterschiedlich gestaltete Räume, deren Wände sich immer wieder nach außen öffnen, schaffen dabei ein Art „Raum im Raum“. Als Vorbilder dienen das Arbeitszimmer des Dichters, das Studio des Gelehrten, aber auch die biedermeierliche Stube als gleichermaßen privater wie repräsentativer Ort. Der Weg und die Erzählung durch diese „Lebenswohnung“ verlaufen chronologisch, aber nicht linear. Der Besucher mäandert vielmehr, stößt an Grenzen und ändert die Richtung. Am Ende des Weges wird er in das „Außen“ und „Danach“ von Rückerts Leben und Werk entlassen.
In den Ausstellungsräumen tauchen an verschiedenen Stellen Wegbegleiter Rückerts als überdimensionale Scherenschnitte auf. Sie stehen „im Weg“ und repräsentieren prägende Begegnungen in Rückerts Leben. Auf den Scherenschnitten informieren Bilder, kurze Texte und Zitate über die jeweilige Person. Inspiriert durch Rückerts Arbeitszimmer in Neuses ist der Schreibtisch ein zentrales Element der Ausstellung. Das Möbel, an dem Rückerts Werke entstanden, wird selbst zum Ort der Präsentation. Der Schreibtisch wird in eine reduzierte, moderne Formensprache übersetzt und damit als Vitrine oder Arbeitstisch zur lebensnahen Präsentationsfläche für die Exponate.
Der Kosmos des Weltpoeten erfasst den ganzen Raum der zehn Meter hohen Ausstellungshalle. Eine schwebende Licht-Schatten-Installation symbolisiert den geistigen Horizont des Dichters und Gelehrten. Sie projiziert Auszüge aus den poetischen Schätzen, die Rückert in anderen Kulturen entdeckte, auf die dunklen Wände des Ausstellungsraumes. Überall verteilt finden sich zudem Hands-On-Elemente, die spielerisch und pointiert inhaltliche Aspekte vermitteln und den Ausstellungsbesuch für Kinder und Erwachsene gleichermaßen anregend und kurzweilig gestalten sollen.
Ein Kartentisch mit Info-Schubladen beleuchtet „Rückert-Orte“ in Schweinfurt, damals und heute. Das beeindruckende Spektrum der Sprachkenntnisse wird anhand eines Würfelspiels erahnt. Wie Rückert beim Übersetzen gearbeitet hat, kann in einer Übersetzerwerkstatt ausprobiert werden und ein Setzkasten für Gedichte bietet eben Solche zum Mitnehmen an. Am Ende der Ausstellung liegt ein Memory aus und historische Kostüme laden ein zum Erinnerungsfoto. Eine eigens komponierte Soundcollage sowie zwei Tonspuren lassen Rückerts Welt auch zu einem Hörerlebnis werden. Auf der Rückert-Tonspur sind neben Anekdoten auch mehrere Gedichte sowie Ausschnitte aus den übersetzten Werken in ihrer Originalsprache und in Rückerts Übertragung zu hören. Die Kinder-Tonspur lässt Geschichten aus dem Leben des Dichters lebendig werden.
Eine bewusste Auswahl von fünf Farbtönen bildet die Farbwelt der Ausstellung. Sie unterstützt den inhaltlichen Tenor der jeweiligen Bereiche und erzeugt unterschwellig die gewünschten Assoziationen und Atmosphären. Das Farbspektrum entstammt der Welt des Biedermeiers.
Die Ausstellungsgestaltung bewegt sich dabei von einem Hellgrün für den Frühling des Lebens, über ein kräftiges Gold für die Zeit des Erfolgs, bis hin zu einem Bordeaux-Rot für die letzten, von Einsamkeit geprägten Jahrzehnte bis zum Tod in Neuses bei Coburg.
Die Ausstellung „Der Weltpoet – Friedrich Rückert“ der Kunsthalle Schweinfurt war dort bis zum 10. Juli zu sehen. Seit dem 24. Juli und noch bis zum 13. November ist sie im Stadtmuseum Erlangen zu Gast. Im kommenden Jahr (14. Januar bis 17. April) macht sie Station beim Kunstverein Coburg.
Info: www.space4.de
„Der Weltpoet – Friedrich Rückert“ (Fotos: Space4)