Grünkohl im Spiegel der Kunst
Für die Ausstellung „GreenArt2 – Die Kunst den Grünkohl zu sehen“ setzten sich Künstler wie Simone Nieweg und Peter Kuckei, Jub Mönster und Ernst Volland sowie die Dokumenta-Teilnehmerin Mariella Mosler mit dem Grünkohl und dem Oldenburger Kohl-Kult auseinander. Insgesamt 18 Kreative schufen mehr als 40 Gemälde, Grafiken und Fotografien, Installationen und Objekte für die Sonderausstellung, die bis zum 5. Januar 2014 im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte im Oldenburger Schloss zu sehen ist.
Die Oldenburger und der Grünkohl – das ist sehr viel mehr als eine Frage von essen und gegessen werden: So wie andernorts die Spargel- oder Erdbeerzeit herbeigesehnt wird, verzehrt man sich im Norden nach dem Winter, nach der Grünkohlzeit. Denn mit der Genussreife des gesunden Wintergemüses beginnt nicht nur eine Zeit des Schwelgens und Schlemmens, sie läutet zudem die „fünfte Jahreszeit“ ein: Was den Kölnern der Karneval, das ist den Oldenburgern die Kohlfahrt mit ihren ganz eigenen Traditionen und Ritualen. Inhaltliche Auseinandersetzungen mit dem Brauchtum und mit der „Oldenburger Palme“ gibt es bereits zu Hauf. Mit der vergleichsweise neuen Idee einer künstlerischen und ästhetischen Annäherung an den Kohl-Kult trafen die Veranstalter der Ausstellung „GreenArt2“ nun augenscheinlich den richtigen Nerv, rannten bei Kreativen des Nordens offene Türen ein. „Die 18 Künstlerinnen und Künstler reagierten auf Anhieb positiv auf meine Anfrage, ob sie sich an der Ausstellung beteiligen wollen“, so die Kuratorin Marianne Janssen.
Lediglich Peter Kuckei räumte ein, dass er zunächst skeptisch gewesen sei: „Grünkohl als Thema – das geht nicht!“ Dies sei seine spontane erste Reaktion gewesen, erzählte der gebürtige Husumer bei der Ausstellungseröffnung. Nach kurzem Besinnen habe er die Themenstellung jedoch als Chance begriffen, seinen Frieden mit der Farbe Grün zu machen. „Grün spielte in meinem bisherigen Werk keine Rolle“, erzählte der 75-Jährige. Für „GreenArt2“ erstellte Kuckei nun einen Glascubus mit unterschiedlichen Ebenen grün gefärbten Glases. Je nach Blickwinkel und Lichteinfall bieten sich dem Betrachter immer neuen Formen und Schattierungen dar. „Wer mag, kann darin durchaus Grünkohl erkennen“, so der in den USA gefeierte Künstler, der unlängst aus Miami zurück nach Norddeutschland gezogen ist.
„Grün dominiert in den meisten Kunstwerken. Alle Symbolkraft dieser Farbe – Energie, Erneuerung, Fortpflanzung, Lebenskraft und Wiedergeburt – fokussiert sich im Grünkohl“, so Janssen. Weitere Gemeinsamkeiten weisen die Werke kaum auf, denn die Kuratorin hatte den Teilnehmern völlig freie Hand gelassen bei der Wahl des Stils, der Techniken, der Ausdrucksform – kurz: bei der individuellen künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Kohl. So bildet Kuckeis Cubus einen reizvollen Gegensatz zu dem großformatigen Foto von Simone Nieweg: „Kaninchenstall und Gewächshaus“, so der Titel, setzt eine Garten-Idylle in Szene, in deren Mittelpunkt der Grünkohl steht. Der abstrakt wirkende Druck von Kerstin Vornmoor hingegen bringt auch das Schwein ins Spiel: Was aus der Ferne wie eine Kohlpflanze wirkt, entpuppt sich aus der Nähe als eine Ansammlung zahlloser Tiere. Zu Pinkelwurst verarbeitet, spielen sie eine wesentliche Rolle beim Oldenburger Grünkohlgenuss. Jub Mönsters Arbeit wiederum ist gegenständlich: Seine Kugelschreiberzeichnung fängt die Szenerie eines Landgasthauses kurz vor dem Eintreffen der Kohltour-Gruppe ein. Die Ruhe vor dem Sturm? Der leere Tisch vor dem Grünkohl-Schmaus?
Auf unterschiedliche Arten beweisen die 18 namhaften Künstler, die meisten von ihnen mit Bezug zu Oldenburg und dieser Region, dass die gesunde Pflanze nicht nur für den Kochtopf taugt. Silke Fennemann, Geschäftsführerin der Oldenburg Tourismus und Marketing GmbH (OTM), die die Ausstellung initiierte und organisierte: „Zwar ist Grünkohl allem voran ein Oldenburger Grundnahrungsmittel. Zusätzlich hat er jedoch viele weitere Facetten, spielt nicht zuletzt im sozialen und gesellschaftlichen Leben eine zentrale Rolle. Zudem stellt GreenArt2 eindrucksvoll unter Beweis, wie beflügelnd und inspirierend dieses Gemüse wirkt. Das Ergebnis, diese neue künstlerische Auseinandersetzung mit dem Wintergemüse, hat mich sehr bewegt.“
Info: www.oldenburg-tourist.de
Kubus von Peter Kuckei (Foto: Peter Kuckei)